LEITBILD LINDLAR
Von einem Leitbild über ein Leidbild zu einem Lightbild
von Patrick Heuwes
Es begann bei der Einbringung des Haushalts 2008 durch Bürgermeister Dr. Tebroke. Er kündigte an, Lindlar ein Leitbild geben zu wollen. Das Leitbild „Lindlar 2020“ sollte festlegen, wo es mit Lindlar hingehen soll, wo Lindlar im Jahr 2020 stehen soll. Es sollte sagen, was wir wollen, was wir nicht wollen und was wir bereit sind, dafür ggf. aufzugeben.
Die Lindlarer GRÜNEN waren erfreut, war es doch das, was wir seit Jahren kritisiert hatten: Lindlar hat keinen Plan, Lindlar entwickelt sich, aber niemand sagt, wohin es sich entwickeln soll.
Doch schon bald kam das böse Erwachen, anstatt alle Lindlarer öffentlich einzuladen, sich zu beteiligen, Ideen einzubringen und gemeinsam eine Vision von Lindlar 2020 zu entwickeln, setzte sich der Bürgermeister mit seinem Allgemeinen Vertreter Herrn Broich, mit dem Kämmerer Herrn Hütt und einem Unternehmensberater einer Firma mit dem vielversprechenden Namen „blue moon“ ein paar Tage zusammen und entwickelte einen fertigen Leitbildentwurf.
Dieser wurde dann in einer Ratssitzung von dem Unternehmensberater vorgestellt. Das Papier war absolut enttäuschend: anstatt Lindlar wirklich eine Richtung zu geben, zu sagen, was man will und was andererseits verzichtbar ist, war es eine Sammlung von allgemeinen Sätzen. Für jeden war was dabei, aber so allgemein, dass niemand sich auf den Schlips getreten fühlt, sich aber auch niemand darauf berufen kann. (Was gilt bei der Norderweiterung des Industriegebiets Klause? Der Satz: „Ökologie und Klimaschutz kommen eine besondere Bedeutung zu.“ oder der Satz: “Wir bieten Gewerbegrundstücke zu wettbewerbsfähigen Konditionen an.“).
Nachdem dieses wenig erhellende Werk vorgestellt wurde, gingen die Grünen davon aus, dass nun die breite Diskussion mit den Bürgern einsetzen würde, aber weit gefehlt. Nachdem unser Antrag, nun alle Bürger einzuladen, in Themengruppen die einzelnen Felder zu diskutieren und Ihre Ideen und Vorschläge einzubringen, abgelehnt worden war, konnte sich der Rat mit der Mehrheit von CDU und SPD nicht mal dazu durchringen, den fertigen Entwurf des Rates (die Parteien hatten einige marginale Veränderungen vorgenommen, um den Eindruck zu erwecken, dass sie nicht ein Leitbild eines Unternehmensberaters annehmen), den Bürgern in einer Bürgerversammlung vorzustellen und mit ihm zu diskutieren.
Vor der Verabschiedung wurde der Entwurf lediglich an alle Vereine in Lindlar geschickt und diese konnten Stellungsnahmen abgeben. Warum die Meinung eines Vereinsvorstandes allerdings hörenswert ist, aber die Meinung eines Bürgers nicht, blieb im dunkeln.
Danach wurde das Leitbild Lindlar 2020 vom Rat verabschiedet und ist seitdem in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.
Fassen wir noch mal zusammen:
- große Teile des Leitbilds „Lindlar 2020“ wurden von drei Menschen aus der Verwaltung und einem Unternehmensberater erstellt
- zu keinem Zeitpunkt waren die Bürgerinnen und Bürger Lindlars offiziell aufgerufen, sich an der Erstellung des Leitbildes aktiv zu beteiligen
- vor der Verabschiedung des Leitbildes wurden die Bürgerinnen und Bürger Lindlars nie über der endgültigen Entwurf informiert oder nach ihrer Meinung darüber gefragt
- es hat keine eigene Bürgerversammlung u.ä. zum Thema „Leitbild Lindlar 2020“ gegeben
- das Leitbild wurde beschlossen, ohne dass überhaupt eine größere Anzahl von Bürgern davon wußte.
Und dann soll das Leitbild die Geschicke der Lindlarer bis 2020 bestimmen?
Wir sagen NEIN, und haben, nachdem klar war, dass der Rat das Leitbild im Alleingang entscheiden sollte, das Leitbild boykottiert.
Schauen Sie selbst, was draus wird, wenn der Rat eine solch wichtige, wegweisende Entscheidung ohne die Bürger trifft.
Das Leitbild „Lindlar 2020“ ist ein Lightbild und das Papier nicht wert, auf das es gedruckt ist.