Die Hoffnung auf das schnelle Geld
von Tobias Bobrowski
Wir Deutschen sind stolz auf unser Engagement und unser Verhalten zum Thema Umwelt und Naturschutz. Auf der ganzen Welt präsentieren wir unsere Beiträge und Kenntnisse im Bereich Umweltschutz.
Wir trennen unseren Müll, reduzieren schädliche Abgase, recyceln Rohstoffe und schaffen immer neue Gesetze für eine noch sauberere Umwelt. Unser Gewissen ist rein und wir sind der Meinung, mehr können wir nicht tun.
„Sollen die Anderen uns das doch erst mal nachmachen“.
Schaut man jedoch genauer hin, sieht die Wahrheit häufig ganz anders aus. Umweltschutz schadet der Volkswirtschaft, da wichtige Investitionen und die Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze nur bei einem Freibrief für die rücksichtslose Zerstörung der Natur möglich sind.
Anders ausgedrückt heißt das: Umweltschutz ist häufig genug mit der modernen Marktwirtschaft nicht zu vereinbaren und aus diesem Grund wird in Deutschland täglich über 120ha Natur zerstört, unser Klima geschädigt und die Luft verschmutzt.
Was ist uns also wichtiger? Umweltschutz oder wirtschaftlicher Profit?
Auch in der Gemeinde Lindlar müssen wir uns diese Frage stellen. Vor ca. 2 Jahren meldete sich eine im Industriepark ansässige Holzhandelsfirma bei der Gemeinde mit der Bitte um weitere Gewerbefläche angrenzend an das bestehende Unternehmen. Da alle angrenzenden Flächen bereits durch andere Firmen genutzt werden, bleibt dem Unternehmen nur eine Vergrößerung nach Norden in Richtung des Ortes „Fenke“. Im Regionalplan sind diese Flächen jedoch als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss beschloss daher, mit der Mehrheit von CDU und SPD in seiner Sitzung am 28.08.2007, einen Antrag auf Änderung des Regionalplans zu stellen und die Fläche „Hinterrübach“, die bereits als Gewerbefläche ausgewiesen ist, gegen eine Fläche in Richtung „Fenke“ einzutauschen. Dem expandierwilligen Unternehmen soll damit Platz zur Erweiterung gegeben werden.
Begründet wird dies damit, dass die topographischen Voraussetzungen für eine funktionsgerechte Erschließung und Anbindung von gewerblichen Flächen zwischen „Vorder- und Hinterrübach“ nur eingeschränkt gegeben sind.
Zusätzlich soll Platz für Unternehmen geschaffen werden, die gegebenenfalls wegen Gewerbeflächen bei der Gemeinde nachfragen könnten. Hierdurch erhofft sich die Gemeindeverwaltung Lindlar Steuereinnahmen die helfen sollen den enormen Schuldenberg, der sich in den letzten Jahrzehnten angesammelt hat, abzubauen.
Eine nördliche Erweiterung des IP Klause wird jedoch erhebliche Konsequenzen für die Anwohner und noch mehr für die Natur haben. Besonders betroffen sind dabei die Bevölkerung der angrenzenden Ortschaften, die Landschaft und das Landschaftsbild, Tiere und Pflanzen, die biologische Vielfalt, Boden, Wasser und es wird sogar zu klein-klimatischen Veränderungen in der näheren Umgebung kommen. Als Gründe sind hier in erster Linie die geplante Inanspruchnahme und Versiegelung von Wald- und Offenlandflächen, die Zerstörung von Erholungsräumen sowie die Überbauung einer weithin einsehbaren Kuppenlage, anzuführen.
Weiterhin wird durch die großflächige Versieglung der Waldböden, das anfallende Regenwasser nicht mehr versickern können und muss als Oberflächenwasser aufwändig gesammelt und abgeführt werden. Dies hat wiederum zur Folge, dass durch mangelndes Sickerwasser Quellen in unmittelbarer Umgebung der Erweiterungsflächen, austrocknen können.
Kurz gesagt heißt das: Ein gewachsenes und intaktes Ökosystem von ca. 31ha wird durch die Erweiterung für immer zerstört oder stark beeinflusst und das ökologische Gleichgewicht, im gesamten Umfeld der Erweiterung, nachhaltig negativ beeinträchtigt.
Durch die topographische Lage, müssen zur Erschließung große Mengen an Erde bewegt, ein Regenrückhaltebecken gebaut und das Gebiet sehr aufwändig an das Kanalnetz angeschlossen werden. Übrig bleiben etwa 18ha bebaubare und somit verkaufbare Fläche. Zurzeit, gibt es Interessenten für etwa 9ha Fläche und bei einer geschätzten Summe von ca.10 Mio. Euro für die Erschließung muss das Risiko für die Gemeinde eigene Bau-, Grundstücks- und Wirtschaftsförderungs- GmbH (BGW), in dieser Wirtschaftslage, als enorm angesehen werden.
Bei einem Versagen, müsste dann der Steuerzahler für die Kosten aufkommen. Man kann also nur zu der Erkenntnis kommen, dass ein wirtschaftlicher Erfolg der geplanten Erweiterung des Industriegebiet-Klause, in diesem Ausmaß nur bei einem schnellen und vollständigen Verkauf der gesamten 18ha gewährleistet ist. Denn auch nur dann fließen die erhofften Einnahmen aus den Gewerbesteuern in die Gemeindekasse.
Für die Umwelt ist und bleibt diese Erweiterung eine Katastrophe und vernichtet nachhaltig, auch für zukünftige Generationen, eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen.
Die Umwelt in der wir leben!
Der Rat der Gemeinde Lindlar, hat am 18.03.2009 mit der Mehrheit von CDU, SPD und FDP gegen den Protest zahlreicher Bürger und die Stimmen der B90/DIE GRÜNEN-Lindlar, die Erweiterung beschlossen.
Unsere Kinder werden nun mit den verheerenden Folgen in Zukunft leben müssen, denn wir hinterlassen ihnen an dieser Stelle eine zerrüttete Landschaft und zerstörte Natur.